Lapbooks, kreative Themenbearbeitung nicht nur für Kinder und Jugendliche

By Anette Igel

Seit einiger Zeit habe ich das interessante Vergnügen, unter anderem an einer Hamburger Grundschule zu unterrichten. Wenn man einmal davon absieht, dass die Klassengröße sich doch immens gesteigert hat (20 – 23 Kinder pro Klasse) gegenüber einer Sprachenschule, gibt es noch einige andere und für mich neue Dinge zu entdecken. Eine Idee, die sich sehr leicht im DAF Unterricht und auch in der Erwachsenenbildung umsetzen lässt, möchte ich euch heute vorstellen.

Lapbooks

Lapbooks sind mir schon das eine oder andere Mal auf Pinterest begegnet, ich hatte aber irgendwie nie Zeit, damit etwas zu machen. Inzwischen, habe ich zwei Ideen ausprobiert, die sich leicht umsetzen lassen. Zunächst einmal, was sind eigentlich Lapbooks? Es handelt sich hier um ein von den Lernenden gestaltetes und gefaltetes Infobuch. Oder wie auf dem brandenburgischen Bildungsserver beschrieben: „Ein Lapbook ist eine kleine oder größere Mappe, die sich mehrfach aufklappen lässt und in die kleinen Faltbüchlein (Leporellos, Stufenbücher, Kreisbücher usw.), Taschen, Klappkarten, Pop-ups, Umschläge mit Kärtchen usw. eingeklebt ist und so immer wieder neue Überraschungen bietet.“1 Das erste Lapbook, das mir in die Hände viel, war von meiner Tochter im Deutschunterricht zu den Wortarten erstellt worden.

Lapbooks sind prozessorientiert, d.h. man kann sie über einen längeren Zeitraum entwickeln und weitere Informationen hinzufügen, während man ein Thema erarbeitet. Themen können sich hierbei z.B. auf Landeskunde beziehen. Möglich wären z.B. Themen wie:

  1. Regionale Küche und Rezepte
  2. Vorstellung verschiedener Bands oder Künstler
  3. Informationen zum D-A-CH-L (Duetschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein)
  4. Vorstellung der deutschen Bundesländer

Aber auch, wie schon oben erwähnt, Themen, die sich auf die sprachlichen Fertigkeiten beziehen, wie z.B:

  • Rechtschreibregeln
  • Punktuation
  • Wortarten

Was ist der Vorteil eines Lapbooks? Es ist eine kreative Umsetzung von Sachinformationen und jede/r Lernende kann sein/ihr eigenes Lapbook gestalten und individualisieren. Allerdings können auch Gruppen gemeinsam zu verschiedenen Themen Lapbooks kreieren, die im Unterricht vorgestellt werden. Darüberhinaus kann es zu jeglichem Thema erstellt werden. Wichtig ist auch, dass die Kombination von Kreativität, Gestaltung und Idee dabei hilft, Gelerntes besser zu behalten. Und definitiv nicht zu vergessen, es macht Spaß und ist motivierend.

Nachteile? Man braucht schon etwas Material, verschiedene Papiere, Kleber, Scheren, etc., und man sollte sich ein paar gefaltete Formen überlegen, damit es insgesamt interessanter wird. Auch ist es natürlich zeitaufwendiger, als mal eben etwas abzuschreiben.

Dafür gibt es allerdings viele Vorlagen, die man sich aus dem nternet herunterladen kann. Beispiele sind unter anderem auf Pinterest zu finden: https://goo.gl/zyWQtU

Eine schöne Zusammenfassung über den Sinn von Lapbooks findet man auf den Seiten des AOL-Verlags2

Merkmale: Lapbooks

  • unterstützen persönliche und selbstbestimmte Lernprozesse
  • intensivieren die Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand
  • initiieren persönliche Forscherfragen
  • dokumentieren Lern- und Bildungsprozesse sowie individuelle Spezialinteressen
  • ermöglichen Einzel- und Gruppenarbeit
  • unterstützen prozessorientiertes und produktorientiertes Lernen
  • fördern ein fächerverbindendes und komplexes Lernen
  • motivieren das Präsentieren individueller Lernergebnisse
  • dienen der Förderung personaler, lernmethodischer, sozialer sowie fachspezifischer Kompetenzen (Handlungskompetenz)
  • sind Unikate

Dieses Jahr habe ich dann ein Lapbook mit einer 4. Klasse zum Thema „Mein geheimes, persönliches Lapbook über meine Wünsche Stärken und Schwächen“ erstellt. Neben einer Vielfalt von Papierformaten, Farben etc. gab es auch Variationen in den Fragestellungen, die z.T. von mir vorgegeben waren (damit sie erst einmal eine Idee bekamen, worum es geht), aber dann auch von den SchülerInnen gemeinsam erarbeitet und ausgedacht wurden.

Wir haben uns dann auf die folgenden Punkte geeinigt:

  • Was ich mag,
  • Was mir wichtig ist,
  • 3 Adjektive, die mich beschreiben,
  • Was mich sauer macht,
  • Was ich an mir mag,
  • Was mich an mir stört,
  • Ein Brief an mein Zukunft-Ich.

Wir haben verschiedene Farben und Formate für die jeweiligen Aussagen gesucht, und dann haben alle für sich ein eigenes Lapbook gestaltet und geschrieben.

Den Kindern in meinem Unterricht hat es total viel Spaß gemacht und ich kann mir vorstellen, dass vor allem in Intensivkursen, die Gestaltung eines Lapbooks zu einem bestimmten Thema, eine gute Abwechslung sein kann. Aber natürlich nicht nur dort.

Author’s Bio: Anette arbeitet seit 2003 als Lehrerin für Englisch und Deutsch für ILC IH Brno. Als persönlichen Schwerpunkt sieht sie dabei für sich den Unterricht von Kindern und Jugendlichen. Sie ist eine der Trainerinnen für den IHCYLT Kurs, und außerdem die IHWO Koordinatorin für Deutsch.

References

1 http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/themen/sprachbildung/lesecurriculum/lesen-im-unterricht/lesen-im-deutschunterricht/leseprozesse/lesen-lapbook/

2 https://www.aol-verlag.de/media/ntx/aol/sample/10467_Musterseite.pdf